Nachhaltiges Wirtschaften
Wirtschaften geht auch anders!
Die Auswirkungen unseres wirtschaftlichen Wachstumsparadigmas sind bekannt. Klimawandel. Umweltschäden. Beeinträchtigung von Ökosystemen. Massensterben von Flora&Fauna. Imperialismus. Konsumismus. Ausbeutung von Arbeitnehmer:innen im globalen Süden aber auch in Europa & in Deutschland. Wachstum bedeutet im wirtschaftlichen Sinne einen Zuwachs von Kapital, monetäres Wachstum. Gewinne sind per se nicht schlimm. Wichtig ist nur, wofür diese Gewinne eingesetzt werden. Was wäre wenn wir damit einen Zuwachs an ökologischen und sozialen Standards ermöglichen könnten und somit ein neues Zeitalter des Wirtschaften erschaffen?!
Die Postwachstumsökonomie (nach Niko Paech)
„Postwachstumsökonomie“ versteht sich als eine eigene Wirtschaftsform, die ohne Wachstum, mit einem reduziertem Konsumniveau, des Bruttoinlandsprodukts über stabile Versorgungsstrukturen verfügt. Der Begriff grenzt sich von Nachhaltigkeitsvisionen wie „qualitatives“, „nachhaltiges“, „grünes“, „dematerialisiertes“ oder „decarbonisiertes“ Wachstum ab. Postwachstum ist also eine Absage an die Green Economy, die durch technisch effiziente Innovationen und konsistente Güter ein anhaltendes Wachstum generieren möchte.
Gründe für die Postwachstumsökonomie
- Es entbehrt jeder theoretischen und empirischen Grundlage, globale Wertschöpfungsketten systematisch von ökologischen Schäden zu entkoppeln.
- Ab einem bestimmten Niveau unseres Einkommens bzw. unseres Konsums erfahren wir keine weitere Steigerung des individuellen Wohlbefindens. Das bedeutet, dass wir ab einem bestimmten Punkt nicht mehr Lebenszufriedenheit erlangen. Ganz egal wie viel wir konsumieren oder besitzen.
- Hunger, Armut oder Verteilungsungerechtigkeit durch ökonomische Expansion zu beseitigen ist derzeit eine gängige These sei, die ambivalent diskutiert wird. Das Eintreten kontraproduktiver sozialer und ökologischer Effekte durch das wirtschaftliche Wachstum ist nicht unwahrscheinlich.
- Das Wirtschaftswachstum fördert die Verknappung von Ressourcen und damit weltweite Konflikte. „Peak Oil“ hat sich in „Peak Everything“ verwandelt. Rasante internationale Nachfragesteigerung führen zu einem Preisanstieg der Ressourcen. Die Ressourcen, auf der unser scheinbar unbegrenzt verfügbarer Wohlstand basiert, reduzieren sich bei anhaltender Produktionssteigerung.
Das in Leben in einer Postwachstumsökonomie
Postwachstumsökonomie, Permakultur und Suffizienz vereint die Idee, dass nur ein Wandel von Lebensstilen, Versorgungsmustern, Produktionsweisen und institutionelle Innovationen, eine langfriste ökologische, soziale und ökonomische Veränderung bringen kann. Jede Ebene unseres gesellschaftlichen Systems hat eine Rolle in dem Wandel inne. Wichtig ist, dass wir alle in die gleiche Richtung arbeiten und die Parameter miteinander kooperieren.
- Entrümpelung und Entschleunigung sind zwei der vier E`s von Wolfgang Sachs (siehe Artikel zu Suffizienz). In der Permakultur beobachten wir von der Natur und entschleunigen unser Handeln so, dass erst gar kein Müll oder eine Überproduktion entsteht, die einer Entrümpelung bedürfte. Eine Entledigung überflüssigen Ballastes sowie ein entschleunigtes Wachstum entspricht der Suffizienzstrategie. Weniger Konsum und Besitzt bedeutet weniger Lohnskalverei und entkoppelte Produktion.
- Balance zwischen Selbst- und Fremdversorgung. Wir alle sind abhängig. Abhängig von der Versorgungsstruktur der Supermärkte, der Banken und Unternehmen. Wenn dieses System ins Stocken gerät, wie z.B. durch eine Finanzkrise gerät auch unserer Daseinsgrundlage ins wanken. Resilienz sieht anders aus. Sozial und ökonomisch stabil sind nur Versorgungsstrukturen mit geringerer Distanz zwischen Verbrauch und Produktion. In der Permakultur bedeutet dies eine Teil- oder Selbstversorgung durch den eigenen Anbau von Lebensmitteln. Die Nutzung vorhandener erneuerbaren Ressourcen, wie z.B. Wind- oder Sonnenenergie. Um diese zu realisieren, ist eine Reaktivierung von Kompetenzen, manuell und kraft eigener Fertigkeiten notwendig um Bedürfnisse jenseits kommerzieller Märkte zu befriedigen. Selbst- und Fremdversorgung könnte sich durch eine Umverteilung von Arbeit so kombinieren lassen, dass die Geld- und Wachstumsabhängigkeit sinkt. Unser Alltag bzw. unsere Versorgungsstruktur würde dann so aussehen: Eigenarbeit, (urbane) Subsistenz, Community-Gärten, Tauschringe, Netzwerke der Nachbarschaftshilfe, Umsonst-Märkte, Einrichtungen zur Gemeinschaftsnutzung von Geräten/Werkzeugen! All diese, auf den ersten Blick vielleicht banal wirkenden, Veränderungen haben das Zeug zu einer Postwachstumsgesellschaft!
- Regionalökonomie. Viele Bedarfe ließen sich durch regionale Märkte, verkürzte Wertschöpfungsketten bis hin zu Konzepten wie Community Supported Agriculture (CSA) – Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) befriedigen. Durch Regionalwährungen könnte die Kaufkraft in den jeweiligen Regionen gebunden und damit von globalisierten Wertschöpfungsketten abgekoppelt werden. So könnte in einem resilienterem Rahmen der Effizienzvorteil einer geldbasierten Arbeitsteilung genutzt werden ohne eine entkoppelte globalisierte Produktion.
- Stoffliche Nullsummenspiele. Konsumgüter, die nicht reparierfähig und damit dauerhaft nutzbar sind, sollten auf in Minimum reduziert und wenn möglich durch regionale Produkte substituiert werden. Die entstehende Infrastrukturen ließen durch die entsandene Nutzungsdauerverlängerung oder Nutzungsintensivierung eine neue Branche der Instandhaltung und Aufwertung bereits vorhandener Artefakte entstehen. So würden wir, ganz im Sinne der Permakultur, keine Abfälle produzieren, vorhandene Energien nutzen und wertschätzen und durch Kooperation resiliente Gesellschaften entstehen lassen.
- Institutionelle Innovationen. Systembedingte Wachstumszwänge könnten laut Peach durch eine Boden- und Geldreform angeschwächt werden. Regionalwährungen könnten demnach mit einer zinslosen Umlaufsicherung versehen werden. Die Auswirkungen der Produktion auf das Öksystem wäre durch eine individuelle CO2-Bilanzen gekoppelt und damit konkretisiert. Jede Person hätte ein Anrecht auf dasselbe jährliche Emissionskontingent (ca. 2-3 Tonnen), das je nach Bedürfniss untereiander verhandelbar wäre. Die Summe aller CO2 Kontingente dürfte maximal der globalen Gesamtbelastung entsprechen und mit dem 2 Grad Ziel in Einklang stehen.
Gemeinwohlökonomie – Unternehmen mit sozialer und ökologischer Verantwortung
Die “Gemeinwohl-Ökonomie” ist ein, auf gemeinwohl-fördernden Werten aufgebautes, Wirtschaftssystem. Sie fungiert als ein konkreter Hebel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene
Die Gemeinwohl-Ökonomie ermöglicht
… auf wirtschaftlicher Ebene eine erleb- und umsetzbare Alternative für Unternehmen verschiedener Größen und Rechtsformen. Anhand eines Wertekataloges wird der Zweck des Wirtschaftes sowie der unternehmerische Erfolg alternativ bewertet.
… auf politischer Ebene rechtliche Veränderung mit dem Ziel, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen. dabei stehen Werte wie die Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Mitbestimmung im Fokus.
… auf gesellschaftlicher Ebene Bewusstseinsbildung für einen sozial-ökologischen Systemwandel, das auf einem gemeinsamen, wertschätzenden Tun von Gesellschaften beruht.
Durch Kooperation können Unternehmen, die bereits nach dem Gemeinwohl wirtschaften, Vorbild sein und zeigen, dass ein alternatives System möglich ist. Sie animiert zur Nachahmung und ist ein ergebnisoffener, partizipativer, lokal wachsender Prozess mit globaler Ausstrahlung!
Die Basis der Gemeinwohl-Ökonomie fußt auf der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, demokratischen Grund- und Verfassungswerten, Beziehungswerten nach Erkenntnissen der Sozialpsychologie, dem Schutz und der Achtung der Natur (Earth Charter) sowie anerkannten wissenschaftliche Fakten zum Konzept der planetaren Grenzen.
Seit der Entstehung des Konzeptes konnten sich immer mehr Unternehmen für die Idee des Gemeinwohl basierten Unternehmertums begeistern. In unserem Podcast #2 Nachhaltig Wirtschaften haben wir mit der Lieferbäckerei “Märkisches Landbrot” gesprochen. Hör doch mal rein und erfahre wie das Konzept praktisch und konkret umgesetzt wird!