SUFFIZIENZ durch PERMAKULTUR
Suffizienz durch Permakultur – Brauch ich das?
Permakultur wird in der öffentlichen Wahrnehmung meist mit Gärtnern und ökologischer landwirtschaftlicher Nutzung gleichgesetzt. Zweifelsohne hat die permanente Agrikultur hier ihren Ursprung. Der Begründer der Permakultur, Bill Mollison suchte in den 60er Jahren eine alternative zur industriellen Landwirtschaft und einer Gesellschaft, die auf unendlichem Wachstum beruht. Gemeinsam mit seinem Schüler David Holmgren entwickelte er alternative landwirtschaftliche Projekte, um seine Ideen praktisch in Gruppen zu erproben. Innerhalb der verschiedenen Entwicklungsphasen kristallisierten sich soziale und ökonomische Perspektiven als weitere wesentliche Aspekte, die heute die Grundethik der Philosophie ausmachen.
Ethik und Nachhaltigkeitsstrategien
Permakultur setzt sich aus einer ökologischen, sozialen und ökonomischen Ethik zusammen. Diese sind nicht getrennt voneinander zu betrachten, vielmehr erschaffen sie im Gleichklang ein stabiles Gerüst. Die Grundethik der Permakultur zeichnet damit die Säulen der Nachhaltigkeit nach und verbindet sich mit den Nachhaltigkeitsstrategien Suffizienz, Effizienz und Konsistenz.
Das Potential zur gesellschaftlichen Wende
Genau in diesem Dreisatz offenbart sich das Potential zur gesellschaftlichen und politischen Wende. Aktuell konzentrieren sich die gängigen Nachhaltigkeitskonzepte auf die Effizienz- und Konsistenzstrategie. Durch diese sogenannten „Green Economy“ legitimieren sich die politischen und wirtschaftlichen Akteure am Wachstumskurs festzuhalten. Die Produktion und der Konsum sei durch diese Strategien nachhaltig effizient und ganz im Sinne des ökologischen Kreislaufgedankens vertretbar. Sicher ist, dass durch den sogenannten „Rebound-Effekt“ die Einsparungen auf der einen Seite durch Konsumsteigerung auf der anderen Seite wieder zunichte gemacht werden. Die Katze beißt sich also selbst in den Schwanz.
Suffizienz, Postwachstum und Permakultur
Postwachstum und Suffizienz treten in der Nachhaltigkeitsdebatte als gesellschaftlich ideelle Utopie auf, die meist in Kombination mit Effizienz und Konsistenz gedacht werden. Tatsächlich finden sich ebenfalls in der Permakultur Philosophie zahlreiche Grundsätze, Prinzipien und Handlungsoptionen, die den Nachhaltigkeitsstrategien entsprechen und diese z.T. ergänzen.
Suffizienz und Postwachstum bilden einen Gegenentwurf zum ökonomischen Wachstumsbegriff unter Berücksichtigung auf die wesentlichen humanistischen und ökologischen Werte einer Gesellschaft. Die Theorien eröffnen damit das Potential für ein Wachstum an sozial-ökologischen Werten und Standards innerhalb unserer kapitalistischen Grundordnung. Weniger monetäres Wachstum dafür mehr Lebensqualität und ökologische Verantwortung. Genau an diesem Punkt überschneiden sich die Theorien der Permakultur, Postwachstum und Suffizienz. Das Menschenbild definiert sich weg vom Konsumenten hin zum Akteur und Erschaffendem. Ziel ist die Befähigung einen reflektierten Umgang zu unserer konsumorientierten Welt zu finden und bewusst die vorhandenen Ressourcen zu nutzen bevor neue Kaufentscheidungen getroffen werden.
Wann haben wir genug?
Wir leben in einer Welt des Überflusses. Unsere Handlungsmuster sind durch Werbung und Gesellschaftliche Normierung geprägt und gefestigt. Wir hinterfragen zu selten wie viel wir eigentlich wirklich für ein gutes Leben brauchen. Unsere gelebte Doppelmoral kommt dann besonders zum Ausdruck, wenn wir zu Reflexion unseres Konsummusters direkt ein Buch oder ein Video kaufen um uns anzusehen wie das geht mit diesem „Minimize“ Lifestyle. Oder wenn wir einen weiteren nachhaltigen Bambus Kaffeebecher kaufen obwohl die gute alte Thermoskanne, die verstaubt im Schrank liegt, auch ihren Dienst tun würde. Wir konsumieren also, um uns vom Konsum zu befreien. Und wieder beißt sich die Katze in den Schwanz.
Von der Theorie zur Praxis
Ein Verzicht auf unnötigen Material- und Energieverbrauch, gerade mit dem bedrohlichen Hintergrund der schwindenden Ressourcen und des Klimawandels, wird immer wichtiger!
Schon kleine Veränderungen der eigenen alltäglichen Gewohnheiten können positive Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck haben. Energiesparmaßnahmen, Reparaturen von defekten Geräten oder Kleidung und eine bewusstere Planung der Nahrungsmitteleinkäufe können einiges bewirken um die eigenen CO2-Emissionen zu senken.
Im alltäglichen Leben finden sich immer mehr Projekte und Angebote wie z. B. Repair-Cafés, Secondhand- und Umsonstläden, Foodsharing, Gemeinschaftsgärten und Wohnprojekte, die sowohl klimaschonende Maßnahmen praktizieren und unterrichten, als auch den Wandel zu einer sozial gerechten und solidarischen Gesellschaft maßgeblich unterstützen.
Hier findest du Links zu Tausch/Reperatur/Gemeinschaftsgärten/SoLaWi-Netzwerken, die dich interessieren könnten:
Du hast einen kaputten Staubsauger oder dein Laptop macht nicht mehr was er soll? Du denkst darüber nach einfach alles weg zuwerfen? Denkste!
Wir haben dir in diesem Link die offizielle Seite der Repaircafes verlinkt.
Gib einfach deinen Wohnort in der Suche ein und finde dein Cafe in der nähe mit kompetenten Tüfftlern, die deinem Gerät nochmal eine zweite Chance geben, bevor es im Müll landet!
Das ganze ist natürlich kostenfrei und verbindet sich mit Menschen die dir kleine Kniffe zeigen können wie du selbst zum Tüfftler wirst!
Alles und Umsonst!
Wir haben dir hier einen Link mit allen Umsonst Läden in Deutschland beigefügt, die wir finden konnten. Schau doch mal ob in deiner Stadt auch einer dabei ist!
Inzwischen ist die Idee der Umsonst-Läden in mehreren Städte angekommen. Ihr könnt dort Gegenstände verschenken und mit bis zu drei Gegenstände pro Besuch beschenken lassen.
Als praktische Waren- und Konsumkritik bewegt diese Initiative Menschen einmal über den “Wert” eines Produktes nachzudenken. So kann ein bewussterer und wertschätzender Umgang angeregt werden, der uns dabei hilft das zu nutzen was bereits vorhanden ist.
Food Sharing ist eine Initiative, die sich deutschlandweit gegen Lebensmittelverschwendung engagiert. So werden ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten sowie von kleinen und großen Betrieben vor der Mülltonne gerettet.
Das Netzwerk versteht sich darüber hinaus als bildungspolitische Bewegung und ist den nachhaltigen Umwelt- und Konsumzielen verpflichtet. Es setzt sich für einen Wegwerfstopp und gegen den Verpackungswahnsinn der Supermärkte ein.
Die Organisation der foodsharing-Community sowie weiterer Aktivitäten läuft in erster Linie über die Online-Plattform foodsharing. So könnt ihr euch vernetzen und die Lebensmittelretter*innen (Foodsharer/Foodsaver) koordinieren sich in den einzelnen Städten und Regionen. Die Plattform dient zur Veröffentlichung von überregionale Themen, Veranstaltungen und Informationen. Schaut doch mal vorbei und macht mit!
Urbane Gemeinschaftsgärten sind vielfältig und mittlerweile in vielen deutschen Städten vertreten. Am bekanntesten sind die Interkulturellen Gärten, hier ist das gemeinsame Gärtnern Ausgangspunkt für den Austausch von Menschen aus unterschiedlichen Herkunftskulturen. Darüber hinaus gibt es Kiezgärten, Nachbarschaftsgärten, Selbsternteprojekte, Stadtteilgärten, Guerilla Gardening-Aktionen und eine wachsende Zahl von mobilen urbanen Landwirtschaftsprojekten. Der städtische Gemüsegarten dient als Medium und Plattform für Themen wie Stadtökologie und Stadtplanung, (Welt-)Ernährung, Nachbarschaftsgestaltung, lokalen Wissenstransfer oder transkulturellen Austausch.
Schau doch mal bei der anstiftung vorbei und finde einen Garten in deiner Nähe!
Bei Solidarischer Landwirtschaft (SoLaWi) werden die Lebensmittel nicht mehr über den Markt vertrieben, sondern fließen in einen eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf, der von den Verbraucher*innen mit organisiert und finanziert wird. So tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag (Gemüsekiste) erhalten. Durch den persönlichen Bezug zueinander erfahren sowohl die Erzeuger*innen als auch die Verbraucher*innen die vielfältigen Vorteile einer nicht-industriellen, marktunabhängigen Landwirtschaft.
Solidarische Landwirtschaft fördert und erhält eine bäuerliche und vielfältige Landwirtschaft, stellt regionale Lebensmittel zur Verfügung und ermöglicht euch einen neuen Erfahrungs- und Bildungsraum.
Schaut doch mal auf der Webseite des SoLaWi Netzwerkes vorbei und erfahrt ob bei euch in der Region eine SoLaWi dabei ist!