#1 Elektronik
Der Griff zum Handy, das Anschalten des Mixers, das Aufsetzen der Kopfhörer – elektronische Geräte sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Durchschnittlich 50 Stück besitzt ein deutscher Haushalt. In ihnen stecken wertvolle Rohstoffe: Kobalt, Zinn, Tantal, Wolfram, Gold und viele mehr. Diese seltenen Erden werden unter menschenunwürdigen Bedingungen und mithilfe von Kinderarbeit in afrikanischen Kriegs- und Krisengebieten abgebaut. Der Kauf der Rohstoffe finanziert oftmals Bürgerkriege vor Ort. Kobalt, ein unersetzliches Metall in den Lithium-Ionen-Akkus aller Mobilgeräte, stammt aus Minen des afrikanischen Kongo, in denen Minderjährige arbeiten.
Wusstest du schon, dass…
schätzungsweise 400.000 Tonnen Elektroschrott jährlich illegal aus Deutschland exportiert werden– größtenteils nach Afrika.
Weggeworfene Elektrogeräte landen auf riesigen Elektro-Müllhalden wie z.B. der Agbogbloshie in Ghana, da der Export von Elektroschrott in Länder des globalen Südens weniger kostet, als die Geräte selbst fachgerecht zu recyclen. Deutschland belegt mit 1,6 Millionen Tonnen pro Jahr den sechsten Platz beim weltweiten Gesamtaufkommen von Elektroschrott. In Europa werden nur 25 Prozent des elektronischen Abfalls recycled. Etwa 200 Millionen Handys liegen in Deutschland ungenutzt in Schubladen. Gleichzeitig schaffen Elektroschrottmüllhalden aber auch ein System des Recyclings und strukturell leicht zugängliche Arbeitsmöglichkeiten.
Hast du mal gezählt, wie viele Elektrogeräte du besitzt?
Sicher sind es deutlich mehr als deine Eltern im gleichen Alter hatten. Denn die Zahl fast aller Arten von Elektrogeräten pro Haushalt – insbesondere PCs und Handys – nimmt kontinuierlich zu. Ein Problem dabei: Die enthaltenen Rohstoffe stammen aus Krisengebieten im globalen Süden, wo ihr Abbau Konflikte schürt und Kinderarbeit ausnutzt. Aussortierte oder defekte Altgeräte landen oft wieder dort – auf riesigen illegalen Müllhalden.
Dabei könnte fachgerechtes Recycling einen Großteil der Rohstoffe wiedergewinnen. Umweltinitiativen sammeln daher ausgediente Handys, alternative Hersteller nutzen recycelte oder fair abgebaute Materialien für langlebige Geräte. Repair-Cafés helfen, Kaputtes wieder fit zu machen. Auf politischer Ebene fordern Aktivst*innen mehr Vorgaben für die Hersteller und staatliche Kontrollen.
Was machst du mit deinem alten Handy?
Konsument*innen haben die Möglichkeit ihre alten Elektrogeräte fachgerecht auf Recyclinghöfen oder bei Initiativen zum Smartphone-Recycling zu entsorgen und sich nicht regelmäßig neue Geräte zu kaufen. Da Elektronikhersteller permanente Kaufanreize schaffen, die Rohstoffe billig einkaufen wollen und dafür ökologische und soziale Katastrophen befördern und Geräte schwer reparabel produzieren, werden Konsument*innen-Entscheidungen allein den Elektroschrott-Berg nicht kleiner werden lassen. Firmen wie shiftphone oder fairphone versuchen die Branche zu wandeln, indem sie auf transparente faire Wertschöpfungsketten, reparaturfähige und damit lebenslange Handys setzen. Ein weiterer Ansatz zur Transformation könnte sein, ob im globalen Norden oder Süden, ein Recyclingsystem mit informellen Müllsammler*innen aufzubauen. Das würde für Arbeitsschutz, Arbeitsrecht und nachhaltige Ressourcennutzung sorgen, ohne die Arbeitsgrundlage zu entziehen.
Fakt ist: Es gibt viele Wege, etwas zu verbessern – im eigenen Leben und der Politik!
Wenn du jetzt Lust bekommen hast, tiefer in das Thema Elektroschrott einzusteigen, dann lade dir doch unser Workshop-Material herunter oder schau hier in unserer “Brain-Food-Wissensammlung” vorbei!